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Rettungsprojekt für eine wehrhafte Schönheit

Mittwoch, 11.09.2024 , Tullnerfeld

Nationalpark Donau-Auen und Stift Herzogenburg setzen sich gemeinsam für die stark gefährdete Krebsschere ein. Eine Erhaltungszucht soll diese Wasserpflanze als heimischen Naturschatz bewahren.

Die Krebsschere (Stratiotes aloides) ist eine Wasserpflanze, die an ihren Blütenstielen krebsscherenartige, gezahnte Blattbildungen zeigt. Die auch Wassersäge genannte Pflanze ist zweihäusig. Das heißt, es gibt männliche und weibliche Individuen. Interessant ist, dass die Krebsschere zur Überwinterung auf den Gewässergrund absinkt und im Frühling wieder an die Oberfläche aufsteigt. Wenige Tage pro Jahr sind die zarten weißen Blüten sichtbar. Die Art besiedelt nährstoffreiche Augewässer mit temporärer Durchströmung und ausreichender Tiefe und bildet Oberflächenteppiche aus.

Der Nationalpark Donau-Auen bemüht sich seit Jahren um diese in Österreich akut vom Aussterben bedrohte Pflanze. Sämtliche Maßnahmen erfolgen unter Finanzierung aus den Förderprogrammen Ländliche Entwicklung (gefördert durch Land Niederösterreich und Europäische Union) sowie Österreichischer Biodiversitätsfonds (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie - BMK).

Es sind rezent nur noch fünf Populationen autochthoner (heimischer) Krebsscheren bekannt, zwei davon auf Nationalparkflächen. Ein vitaler Bestand besteht in einem Gewässer im Europaschutzgebiet Tullnerfelder Donau-Auen, welches vom Stift Herzogenburg verwaltet wird. Dabei handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um die letzte bekannte Population weiblicher Krebsscheren. Vermutet wird, dass die vier sonstigen bekannten Standorte männliche Individuen beherbergen, die sich nur mehr mittels Ausläufern fortpflanzen.

Letzte Bestände

Die letzten Populationen sind verinselt und in ihrer Ausbreitungsmöglichkeit vollständig eingeschränkt, eine natürliche Vermehrung zwischen männlichen und weiblichen Individuen scheint aktuell nicht möglich. Zusammen mit dem laufenden Verlust geeigneter Lebensräume besteht akute Gefahr des Aussterbens der Art. Der Nationalpark Donau-Auen hat daher neben anderen Schutzmaßnahmen (Lebensraumverbesserung, Forschung, genetische Beprobung, Wiederansiedlungsversuche) eine Erhaltungszucht für die Krebsschere etabliert, in Kooperation mit BOKU Wien und Tiergarten Schönbrunn.

Um als nächsten Schritt auch Exemplare der Population der Tullnerfelder Donau-Auen in diese Zucht zu integrieren, hat die Naturschutzabteilung des Landes Niederösterreich einer Besammlung von Krebsscheren zugestimmt. Auch der Grundeigentümer, das Stift Herzogenburg, unterstützt diese Artenschutzmaßnahme. An mehreren Sammelterminen im heurigen Sommer wurden durch Fachleute vitale Exemplare am Standort entnommen und werden nun in Zuchtbecken der Nationalparkverwaltung in Orth an der Donau gepflegt. Im Zuge der Entnahmen fand auch ein reger fachlicher Austausch zwischen Karoline Zsak, Aaron Griesbacher und Günter Landsmann vom Nationalparkteam sowie Chorherr Ulrich Mauterer und Revierförster Günther Lindmayr seitens Stift Herzogenburg statt, die Zusammenarbeit soll intensiv fortgeführt werden.

Das Pflanzenmaterial der Tullnerfelder Population wird helfen, die vermutlich letzten weiblichen Individuen Österreichs in ihrem natürlichen Vorkommen sicherzustellen. Im Zuge des Artenschutzprogramms für die Krebsschere ist weiters neben der getrennten Zucht und genetischen Beprobung in einem späteren Schritt geplant, unter kontrollierten Bedingungen männliche und weibliche Exemplare aus unterschiedlichen Beständen zusammenzubringen, um wieder sexuelle Vermehrung zu ermöglichen. Hier ist deshalb sensibel vorzugehen, damit nicht die männlichen Individuen aufgrund von Klonbildung im Gewässer die letzten weiblichen Pflanzen durch Konkurrenz überwuchern und diese endgültig verlorengehen.

Die Heimkehr

Daraus gewonnene Erfahrungen sollen in Zukunft zur neuerlichen Etablierung gesunder Bestände mit „Weibchen und Männchen“ im Freiland führen. Wesentlicher Teil des Artenschutzprojektes ist daher auch die Neuschaffung von geeigneten Gewässern in der Nationalparkregion. Auch die Abgabe an Interessenten für private Teiche soll später ermöglicht werden.

Wichtig für das Gelingen ist auch: Keinesfalls darf die autochthone Krebsschere mit diversen Zuchtformen verwechselt oder vermengt werden, die aus anderen, unklaren genetischen Linien entstammen, in Gärtnereien und Baumärkten angeboten werden und viele Zierteiche besiedeln. Auch dürfen derartige Zuchtformen nicht aus falschem Naturverständnis in die Nationalparkgewässer ausgebracht werden. Deshalb soll projektbegleitend intensive Öffentlichkeitsarbeit erfolgen.

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