Flussbau an der Donau

Die Regulierung der Donau im 19. Jahrhundert hat die Flusslandschaft entscheidend verändert und stehen einer natürlichen Entwicklung des Auenökosystems entgegen. Ein Hauptziel der wasserbaulichen Maßnahmen des Nationalparks ist daher die Rücknahme "harter" Wasserbaustrukturen. Die landschaftsbildenden Prozesse sollen wieder aktiviert und in eine möglichst natürliche Balance gebracht werden.

Aktuelle Projekte

Die Partnerorganisation des Nationalpark Donau-Auen im ökologischen Flussbau viadonau setzt auf eine Kombination aus Erhaltungsmaßnahmen und neuen Projekten, basierend auf bisher gewonnenen Erkenntnissen. So sollen die drei Ziele Stabilisierung der Wasserspiegellagen, Verbesserung des Lebensraums Donau-Auen sowie Optimierung der Wasserstraßeninfrastruktur erreicht werden.

Sohlstabilisierung

Ein Kernproblem des Nationalparks ist die fortschreitende Eintiefung der Donausohle. Untersuchungen zeigen, dass seit 1985 die Spiegellagen bei Niederwasser um einen halben Meter gefallen sind. Zur Sohlstabilisierung wird daher seit geraumer Zeit ein erweitertes Geschiebemanagement betrieben. Für die Instandhaltung der Schifffahrtbedingungen gebaggertes Kiesmaterial wird weit stromauf geführt und in besonders tiefen Bereichen verklappt. So bleibt es länger im Nationalparkabschnitt und stützt die Wasserspiegel. Zur Verbesserung der Wasserstraßeninfrastruktur trägt die Optimierung von Buhnen in den kritischen Furtbereichen bei. Weiters wird die Anbindung von Nebenarmen an den Hauptstrom sowie lokal der Rückbau harter Uferbefestigungen vorangetrieben.

Auswertungen zeigen, dass durch die erfolgte Umsetzung von Pilotprojekten sowie Verklappung des Baggermaterials in Tiefstellen die Eintiefung der Donausohle bereits zurückgegangen ist. Die wissenschaftliche Begleitung der Renaturierungsprojekte zeigte ebenfalls positive ökologische Wirkungen. So stieg beispielsweise das Jungfischaufkommen entlang von neu geschaffenen Naturufern deutlich an.

Dennoch sind weiterführende Anstrengungen erforderlich, um langfristig die Donausohle zu stabilisieren und die Spiegellagen des Flusses zu halten. Der Nationalpark Donau-Auen steht dazu in engem Austausch mit viadonau und der Obersten Wasserrechtsbehörde.

Gewässervernetzungen Spittelauer Arm sowie Haslau-Regelsbrunn

Im Zuge des Maßnahmenkatalogs für die Donau östlich von Wien von viadonau sollen mehrere Nebenarmsysteme wieder an den Hauptstrom angebunden werden. Vorrangig wird die Wiederanbindung der beiden Nebenarmsysteme Haslau-Regelsbrunn und Spittelauer Arm behandelt.

Die Umsetzung dieser Gewässervernetzungen erfolgt im Rahmen des LIFE Projektes "Dynamic Life Lines Danube". Im Fokus steht die Verbesserung der Flussdynamik und in Folge des Zustands der Sukzessionsstadien der Weichen Au, die sich in den Übergangsbereichen zwischen Fluss und Wald ausbildet. Mit der Umsetzung der Gewässervernetzung Spittelauer Arm wurde im Winter 2019/20 begonnen, die Fertigstellung erfolgte im Herbst 2020. Die Gewässervernetzung Haslau-Regelsbrunn befindet sich in der Planungsphase.

Weitere Informationen und aktueller Projektstatus auf der Webseite von viadonau.

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Dotation der Oberen Lobau via Panozzalacke

Bisher konnten mit der Dotation über die Alte Donau bzw. die Obere Stauhaltung der Neuen Donau max. 500 l/s in die Obere Lobau eingeleitet werden.

Im Jänner 2023 starteten die Bauarbeiten für eine zweite Dotationsleitung in die Obere Lobau. Das Wasser soll hier durch eine rund 85 m lange Rohrleitung mit einem Durchmesser von rd. 1,80 m von der unteren Stauhaltung der Neuen Donau unter der Raffineriestraße in die Panozzalacke fließen, von dort im freien Gefälle weiter zu den Gewässern der Oberen Lobau. Mit der Dotation über die Panozzalacke wird die Dotationsmenge - gemeinsam mit der bestehenden Dotation über das Mühlwasser - in den Monaten März bis Oktober bis zu max. 1.500 l/s betragen. Ergänzend wurde bei der Saltenstraße eine bewegliche Wehranlage errichtet, durch die ein zu rasches Abfließen nach Dotationsende im Herbst verhindert, das Wasser also länger im Gebiet gehalten werden kann.

Der Probebetrieb wurde mit Juni 2023 aufgenommen. Im Herbst 2023 wurden der Bau der Dotationsleitung und die wasserbaulichen Maßnahmen der ersten Bauphase abgeschlossen. In einer zweiten Bauphase wurden im Winter 2023/24 schrittweise weitere Maßnahmen für einen optimalen Verlauf der Dotation gesetzt.

Die Bauarbeiten werden von der WGM - Wiener Gewässer Management beauftragt und begleitet. Weitere Informationen und aktueller Projektstatus

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Frühere Flussbauprojekte im Nationalpark Donau-Auen

Gewässervernetzung

Die Wiederanbindung der Seitenarme an die Donau fördert die Ausbildung eines dynamischen Gewässersystems. Die an solche Verhältnisse gebundenen Lebensräume (Steilufer, Pionierflächen, Sedimentbänke...) und spezialisierte Arten (Eisvogel, Kiesbrüter, Flussfische, Pionierpflanzen, strömungsliebende Gewässerbewohner...) werden dadurch gefördert. An mehreren Standorten im Nationalparkgebiet wurden bereits erfolgreich Gewässervernetzungen realisiert.

Gewässervernetzung Regelsbrunn - Maria Ellend

An diesem Standort wurden als Pilotprojekt die ersten Maßnahmen gesetzt. Durch die Absenkung des Ufers um 1,5 m auf 32 m Länge, den Bau eines Durchlasses sowie die Öffnung von Traversen konnte wieder Wasser in die Regelsbrunner Au gelangen. Die Erfahrungen führten zu weiter reichenden Maßnahmen bei den Folgeprojekten.

Gewässervernetzung Orth

Stromauf von Orth/Donau wurden drei Einströmbereiche ins Gewässernetz der Großen und der Kleinen Binn durch Entfernen des flussbegleitenden harten Uferverbaus wiederhergestellt. In den Seitengewässern wurde ein Querbauwerk vollständig entfernt und ein anderes mit einem Brückendurchlass ausgestattet. Weiters wurden alte Steinsicherungen aus dem Gewässerzug entfernt.

Seither sind deutliche Veränderungen im Verlauf beider Gewässerzüge zu beobachten. Ablagerungen, die über Jahrzehnte entstanden waren, wurden teilweise wieder ausgespült. Kleinräumig zeigen sich Fortschritte auch in der Zusammensetzung der Artengemeinschaften.

Gewässervernetzung Schönau

Hier wurden zwei Absenkungen der flussbegleitenden Ufersicherung ermöglicht sowie die den Gewässerzug zerteilenden Traversen teilweise geöffnet und mit neuartigen Brückendurchlässen ausgestattet. Im obersten Abschnitt des Projektgebiets wird durch die Maßnahmen das langfristige Voranschreiten der Verlandung verhindert bzw. stark gebremst. Für den mittleren Abschnitt kann nun der Erhalt einer dynamischen Umlagerungslandschaft gewährleistet werden. Im untersten Abschnitt verbessert die häufigere Durchströmung die Wasserqualität und den Eintrag von Verschmutzungen über die Kehrströmung.

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Rückbau von Grabenquerungen bei Forstwegen

Nicht mehr erforderliche Straßenquerungen von Gewässerzügen im Orther Augebiet (wasser- und landseits des Dammes) wurden im Rahmen eines LIFE-Projektes zurückgenommen. Die ökologischen Nachteile wie Unterbrechung des Gewässerkontinuums sowie Behinderung in der Nutzung des Gewässersystems als Ausbreitungskorridor für Tiere und Pflanzen wurden verringert. Dabei wurden die für Gäste besonders wichtigen Grabenquerungen mit Holzstegen überbrückt, um die Begehbarkeit des Gebietes weiterhin zu erhalten.

Wehranlage Gänshaufentraverse

2001 wurde von Nationalparkgesellschaft und Wiener Wasserbau die Wehranlage an der Gänshaufentraverse am Kühwörther Wasser in der Lobau umgebaut und erneuert. Die Wehranlage unterstützt einen natürlicheren Wechsel der Spiegellagen des Gewässers und im Grundwasser. In der abfließenden Hochwasserwelle kann durch das geöffnete Wehrfeld ein verstärkter Abtransport der eingetragenen Schwebstoffe erfolgen. Am Dach der Schaltwarte wurde eine Beobachtungsplattform errichtet, die gut angenommen wird. Der Ausblick über das größte Stillgewässer des Nationalparks ist nicht nur landschaftlich eindrucksvoll, sondern erlaubt auch die Beobachtung seltener Wasservögel ohne Störung der Tiere.

Revitalisierung des Fadenbachs

Der Fadenbach im Bereich Orth/Donau bis Eckartsau ist einer der wenigen bekannten Lebensräume des Hundsfisches in Österreich. Diese Art galt als verschollen, bis sie in den 1990er Jahren wiederentdeckt wurde. Im Rahmen eines LIFE-Projektes wurde Maßnahmen gesetzt, um das Überleben dieser Art zu sichern und die ökologische Situation des ehemaligen Donauseitenarms zu verbessern. Es wurden einige Gewässerabschnitte nachgetieft bzw. wieder verbunden sowie Überlebenstümpel für den Hundsfisch geschaffen. Auf Initiative des Arbeitskreises Fadenbach wurden mit Unterstützung durch den Fadenbach-Wasserverband weiters Gewässerabschnitte zwischen Orth/Donau und Mannsdorf nachgetieft.

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Uferrückbau Hainburg

Dieses Projekt umfasste den Rückbau von harten Ufersicherungen und Buhnen gegenüber der Stadt Hainburg. Im unteren Abschnitt des Projektgebiets wurden auf einer Länge von ca. 2.100 m sämtliche Steinsicherungen entfernt. Da der obere Abschnitt eine beginnende Prallufercharakteristik zeigt, war dort unter Berücksichtigung der Anforderungen der Schifffahrt eine Sicherung des Böschungsfußes auf Höhe des Regulierungsniederwassers erforderlich. Langfristig soll die freie Uferentwicklung:

  • eine natürliche und strukturell vielfältige Uferlandschaft entstehen lassen

  • laufende seitliche Verschiebung der Uferkante bewirken sowie Erosion, Anlandung und Umlagerung in dynamischem Wechsel fördern

  • das Eindringen des Hochwassers in die dahinter liegenden Auwälder, Gräben und Gewässerzüge verstärken

  • die Grundwasserverbindung zwischen Hauptstrom und Aulandschaft verbessern und langfristig offenhalten

Unmittelbar nach Ende der Baumaßnahmen wurde das hohe Renaturierungspotential dieser Landschaft sichtbar. Das fließende Wasser hat die Uferlinie rasch zurückgesetzt. Nach wenigen Hochwässern zeigten sich in flachen Abschnitten flusstypische Lebensräume. Besonders die Pionierstandorte, frühen Sukzessionsstadien und Weidengesellschaften werden gefördert und nützen hoch gefährdeten Arten.

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Pilotprojekt Witzelsdorf: Buhnenumbau und Uferrückbau

Ein weiterer Meilenstein in der Renaturierung wurde seitens viadonau bei Witzelsdorf realisiert. Der Stromabschnitt zählte davor zu den am stärksten verbauten an der gesamten Donau. Die Dynamik und gestaltende Kraft der Donau sollte wieder gefördert, eine natürliche Uferentwicklung initiiert werden. Die Projektmaßnahmen lauteten:

  • Abtragung von acht alten Buhnen und Felderprobung neuartiger, ökologisch optimierter Buhnenformen

  • Absenkung des vorhandenen Leitwerks auf 0,5 m über Regulierungsniederwasser (RNW)

  • Uferrückbau auf fast 2 km Länge bei Erhaltung der Ufersicherung bis auf knapp über RNW im stärker angeströmten Bereich

Etwa 30.000 m³ Steinmaterial wurden entfernt. Mittlerweile ist die Donau am neu gewonnenen natürlichen Ufer gestalterisch tätig, auch der zweite Uferrückbau im Nationalpark Donau-Auen ist somit ein Erfolgsprojekt geworden.

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Naturversuch Bad Deutsch-Altenburg

Das Ziel des Naturversuchs bei Bad Deutsch-Altenburg von viadonau war die erstmalige gemeinsame Erprobung aller wasserbaulichen Maßnahmen. Während der Bauphase wurde die „Granulometrische Sohlverbesserung“ (Grobschotter) zur Sohlstabilisierung ausgebracht: durch Einbau von 100.000 m³ Grobkies wurde die Flusssohle im Bereich der Schifffahrtsrinne auf knapp 2,5 km Länge belegt. Das Verhalten dieses Materials in der Stromsohle wurde beobachtet. Bestehende Buhnen wurden rückgebaut oder durch neue Buhnenformen ersetzt. Als weitere Renaturierungsmaßnahmen wurde der Uferrückbau an einer vorgelagerten Insel sowie die Vernetzung des Johler Arms bei Hainburg durchgeführt. Die Bauarbeiten endeten im Juni 2014. Ein umfangreiches ökologisches Begleitforschungsprogramm erfasst seitdem die Wirkung der Maßnahmen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Wichtige Erkenntnisse wurden gewonnen:

  • durch den Rückbau an beiden Ufern konnten sich neue Strukturen ausbilden, die ökologisch wertvolle Lebensräume bieten und gemeinsam mit dem nahegelegenen Uferrückbau gegenüber Hainburg ein attraktives naturnahes Landschaftsbild ergeben

  • die abgesenkten Buhnenwurzeln erzeugen eine Strömungsrinne unmittelbar entlang des Ufers, die eine dynamische Entwicklung begünstigt

  • im Johler Arm rinnt Donauwasser auch bei niederen Wasserständen und bietet so Lebensraum für viele gefährdete Arten

  • wertvolle Daten über das Verhalten des Grobkies an der Donausohle bei unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten wurden gesammelt, verstärkt durch das Junihochwasser 2013

  • ein dichtes Netz an Echolotpeilungen der Stromsohle hat gezeigt, dass die Sohle beinahe ständig in Bewegung ist. Zumeist erfolgt der Kiestransport in Form von Dünen, die sich mit relativ hoher Geschwindigkeit (mehrere Meter pro Stunde) fortpflanzen

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