Die Au nach dem Hochwasser

Extreme Donau-Hochwässer (zuletzt Juni 2013) betreffen auch das Gebiet des Nationalpark Donau-Auen. Mehrere Tage wird die weitläufige Aulandschaft überflutet.
Hat sich die Donau wieder in ihr Flussbett zurückgezogen, stellt sich die Frage: Welche Auswirkungen hatte das Hochwasser?

Wie geht’s Fauna und Flora?

Lebewesen von Aulandschaften sind an wechselnde Wasserstände angepasst und vermögen sich nach der Überschwemmung rasch zu regenerieren. Mehr noch, für das langfristige Bestehen dieses Landschaftstyps ist die gestalterische Kraft des Hochwassers wesentlich! Denn nur so können seltene Lebensräume wie kahle Schotter- und Sandflächen, Schwemmholzhaufen sowie neue Abrisskanten in den Ufern des Flusses und seiner Nebenarme entstehen, welche von spezialisierten Organismen besiedelt werden.

Typische Baumarten der dynamischen Au wie Weiden und Pappeln können viele Tage lang im Wasser stehen, ohne Schaden zu nehmen. Der Schlamm bringt wertvolle Nährstoffe und ist bald wieder von einer dichten Vegetationsdecke überwachsen. Pionierpflanzen wie diverse Sträucher und krautige Arten keimen auf neu geschaffenen nackten Kiesbänken.

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Tiere bringen sich schwimmend in Sicherheit und suchen höher gelegene Bereiche wie Schutzdamm und Hangwald auf oder erklimmen Bäume, Gesträuch und Treibgut. Dennoch gibt es Verluste an Individuen, etwa bei Jungtieren oder geschwächten Exemplaren. Doch diese Populationsschwankungen gehören zum natürlichen Geschehen in einer Flusslandschaft und werden bald ausgeglichen. Zugleich sind sie ein Selektionsfaktor: Vor allem jene Arten, welche an das Leben in einer dynamischen Flusslandschaft mit schwankenden Wasserständen gut angepasst sind, vermögen sich erstaunlich rasch zu erholen.

Für den Eisvogel bieten die neuen Uferanrisse ideale Bedingungen, seine Brutröhren zu bauen. Wildkarpfen finden die zum erfolgreichen Ablaichen erforderlichen überschwemmten Wiesen vor. Gefüllte Gräben und Kleingewässer beherbergen nun zahllose Lebewesen. Andererseits ist bei langsam austrocknenden Lacken der Tisch für Fisch- und Aasfresser bald reich gedeckt.

Und auch die Gelsen, immer schon Teil der Auenfauna, erhalten in zahlreichen Tümpeln optimale Bedingungen zur Vermehrung: Lästig für Menschen und warmblütige Wildtiere, aber zur Freude all jener Arten, welche wiederum den fliegenden Stechmücken und ihren Larven im Wasser nachstellen.

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Was ist bemerkenswert?

In Uferrückbau-Projektgebieten kann der Fluss frei wirken und wie gewünscht  an der Geländekante graben, um wieder ein natürliches, reich gestaltetes Donauufer auszubilden.

Eine Besonderheit fällt als Folge der jüngeren Hochwässer auf: Viel Feinsediment wird ins Gebiet eingebracht und ist dann längere Zeit in Form mächtiger Sanddünen an vielen Stellen sichtbar. Ursache und Auswirkungen dieses Phänomens werden erforscht.

Wer also den Nationalpark Donau-Auen aufsucht, wenn die Flut weicht, kann allerorts Spuren des Hochwassers entdecken und wird zugleich Zeuge der unbändigen Kraft dieser einmaligen Landschaft, die an den mächtigen Fluss gebunden ist und von ihm immer wieder neu gestaltet wird.

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Können Aulandschaften zum Hochwasserschutz beitragen?

Die weitläufigen Donau-Auen unterhalb von Wien stellen einen Rückhalte- bzw. sogenannten Retentionsraum dar. Dieser vermag große Wassermengen zurückzuhalten, verzögert wieder abzugeben und trägt somit bei, die Folgen von Hochwässern abzumildern. Solche weitläufigen Überschwemmungsbereiche fehlen stromauf mittlerweile über weite Strecken.

Doch es zeigt sich deutlich: die Flüsse brauchen Raum, um sich im Falle von Hochwässern ausbreiten zu können. Neben der laufenden Errichtung und Verbesserung von Schutzbauten ist es daher erforderlich, entlang der gesamten Donau wie auch anderen Fließgewässern die Bewahrung bzw. Wiedererrichtung von nicht besiedelten Überschwemmungsflächen und Retentionsbereichen voran zu treiben.

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