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Regenpfeifer – Flussregenpfeifer

Charadrius dubius

Der Flussregenpfeifer ist in Aussehen und Lebensweise ganz an die unsicheren Bedingungen an dynamischen Wildflüssen angepasst. Er ist auf immer neu geschaffene, offene und fast vegetationslose Schotter- und Sandflächen angewiesen. Der ehemals an großen Flüssen wie Donau, Inn und Drau häufige Brutvogel wurde durch die Flussregulierungen aus seinem natürlichen Lebensraum fast gänzlich verdrängt.

So brütet der hübsche Watvogel in Österreich nur mehr in geringer Zahl überwiegend in kurzlebigen, menschgemachten Sekundärbiotopen, in erster Linie in größeren Schottergruben. Die natürliche Flusspopulation ist auf einen kleinen Restbestand zusammengeschrumpft.

Kronprinz Rudolf schrieb noch: „Flussregenpfeifer finden sich allerorten“ auf den Inseln und Uferbänken der Donau-Auen. Heute sind davon im Nationalpark nur noch wenige Paare übrig.

Merkmale
Beide Geschlechter des gut spatzengroßen Vogels ziert eine markante schwarze Zeichnung, die eine Augenmaske sowie ein Band auf Stirn und Brust bildet. Halsring, Stirn sowie der Bauch sind schneeweiß, die Augen sind von einem gelben Lidring umgeben.

Tarnfarben ist dagegen die Oberseite: Rücken und Kopfplatte sind - wie der Boden, auf dem sich die Vögel meist bewegen - dunkel sandbraun. Wie alle Arten aus der Verwandtschaft der Regenpfeifer (so etwa auch der Kiebitz) hat er einen runden Kopf mit großen Augen, kurzen Hals und Schnabel sowie mittellange Beine.

Charakteristisch ist die Bewegungsweise bei der Nahrungssuche: mit waagrechter Körperhaltung wechselt er unvermittelt zwischen schnellem, wie „aufgezogen“ wirkendem Lauf und Phasen des „wie angenagelt“ Stehens. Seine spitzen Flügel befähigen ihn zu reißend schnellem, meist niedrig übers Wasser führenden Flug.

Verbreitung
Der Flussregenpfeifer brütet - meist in geringer Dichte - verbreitet im Großteil Eurasiens. Er dringt in Europa nach Norden bis in die südlicheren Landstriche Skandinaviens vor und nach Süden bis Marokko. Häufig ist er beispielsweise an den unverbauten Flüssen Norditaliens (z.B. am Tagliamento). In Österreich blieben ihm in seiner angestammten Landschaft, den Talräumen großer Flüsse, nach den großen Flussregulierungen statt der ausgedehnten Uferbänke meist nur noch die Schotterflächen in den Abbaugruben als Brutstätten.

In den tieferen Lagen Österreichs brütet er etwa im Wiener Becken, im Donautal, im Traun-Enns-Gebiet und an den Unterläufen von Salzach, Lafnitz und Mur. Das bedeutendste der wenigen verbliebenen natürlichen Vorkommen an Flüssen ist der Lech in Tirol. In den Donau-Auen brüten nur noch wenige Paare an besonders günstigen Stellen wie den größeren Flussinseln. Weitere Vorkommen gibt es an der March und sehr vereinzelt auch anderen größeren Flüssen wie Inn, Drau und Mur.

Der größte Bestand Österreichs lebt in einem nur auf den ersten Blick unterschiedlichen Lebensraum, nämlich an den vegetationsarmen Lackenrändern des Seewinkels.

Gefährdung und Schutzstatus
Das Einzwängen der großen, reich verzweigten Wildflüsse in ein gleichmäßig schmales, steilufriges und geradliniges Korsett bedeutete für den Flussvogel Lebensraumzerstörung im großen Stil. Dies ist wohl nur mehr punktuell, mit enormem Aufwand und nur in beschränktem Umfang rückgängig zu machen (z.B. im Nationalpark Donau-Auen). Der Bestand des Flussregenpfeifers ist daher nachhaltig gefährdet, da die meist nur sehr kurzzeitig geeigneten Sekundärlebensräume keinen langfristigen Ersatz bieten.

Heute stellen selbst die „natürlichen“ Hochwässer für den Flussregenpfeifer ein Problem dar, denn die in den engen Gerinnen schneller als früher abfließenden und höher ansteigenden Hochwässer vereiteln erfolgreiches Brüten allzu oft. Das kann selbst durch die Fähigkeit, bei Gelegeverlusten bis zu 3mal (!) Ersatzgelege zu produzieren, nicht ausreichend kompensiert werden.

Das größte Problem für die verbliebene Brutpopulation stellen aber Störungen dar, da unglücklicherweise sowohl die Regenpfeifer als auch Menschen (Angler, Badende, Bootsfahrer) die gleiche Vorliebe für Flussinseln und große Sandbänke haben.

Lebensweise
Der Flussregenpfeifer kehrt im März bis April aus den Winterquartieren in Afrika zurück. Brutbeginn und Brutplatzwahl sind flexibel und in erster Linie abhängig von den Wasserständen. Wie alle Watvögel, zu denen z.B. Kiebitz, Waldschnepfe und die Strandläufer gehören, legen die partnertreuen Vögel (fast immer) vier Eier, die in eine flache Mulde auf den nackten Kies gelegt werden. Das Gelege ist allein durch die Tarnwirkung der Eier geschützt.

Interessant sind die Nahrungserwerbstechniken, neben der optischen Jagd auf bewegliche Insekten werden Beutetiere oft mit dem Gehör geortet, und Würmer werden z.B. durch schnelles Fußtrillern zum Verlassen ihrer Schlammröhren veranlasst.

Besonderes
Seine Brut verteidigt der Flussregenpfeifer mit einer theatralischen Sondervorstellung, dem sogenannten „Verleiten“, das auch andere Bodenbrüter zeigen. Kommt ein bodenlebender potentieller Nesträuber - z.B. ein Fuchs oder ein unbeaufsichtigter Hund - den Eiern zu nahe, baut sich das Weibchen in geringer Entfernung vor ihm auf und schleppt sich, hinkend und kriechend, die Flügel schlagend und hängenlassend unter lauten Rufen mühsam vom Nest weg. Fällt der Beutegreifer auf das perfekt inszenierte Drama „Bin verletzt und eine leichte Beute“ herein und hat sich weit genug vom Nest weglocken lassen, fliegt der Regenpfeifer plötzlich mit wiedererlangter Leichtigkeit ab und der Bodenfeind hat das Nachsehen.

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