Den gut getarnten nachtaktiven Ziegenmelker kann man nur mit sehr viel Glück zu Gesicht bekommen. Neben dem Rothals-Ziegenmelker ist er in Europa die einzige vorkommende Art aus der Familie der Nachtschwalben.
Merkmale
Caprimulgus europaeus erreicht eine Länge von 24-28 cm und eine Flügelspannweite von 52-59 cm. Er hat einen langgestreckten Körper mit einem großen flachen Kopf. Durch sein graubraunes, rindenfarbiges Gefieder mit helleren Binden und schwarzen Strichen ist er perfekt auf dunklem Untergrund getarnt.
Sein Schnabel ist sehr kurz, aber auch sehr breit. Dieser ist am Schnabelgrund mit langen Borsten umgeben. Er besitzt sehr kurze Füße mit einer verlängerten Mittelzehe, die als Putzkralle dient. Seine Flügel sind sehr lang und schmal. Eine weiße Flügelbinde befindet sich am letzten Drittel der Flügelunterseite. Der Schwanz ist ebenfalls sehr lang und weist weiße äußere Steuerfedern auf. Im Kehlbereich erkennt man meist einen weißen Bartstreif und eine helle Gefiederfärbung.
Das Weibchen sieht dem Männchen sehr ähnlich, es fehlen jedoch die weißen Zeichnungen auf den Flügeln und dem Schwanz und der helle Kehlfleck. Bei älteren Weibchen ist der Kehlbereich eher zimtfarben oder rötlichbraun. Die Jungtiere sehen dem Weibchen sehr ähnlich, allerdings sind diese heller und kontrastärmer.
Sein Gesang erinnert mit etwas Variation in Tonhöhe und Lautstärke an ein vorbeifahrendes Kleinmotorrad mit „rrrrrörrrrrürrrr“ und „erreeerreerreerr“.
Verbreitung
Der Ziegenmelker ist in weiten Teilen Europas und Asiens verbreitet. Richtung Osten kommt er bis zum Baikalsee vor. Auch in Nord- und Ostafrika ist er anzutreffen. In Europa fehlt er in Island und im Norden Schottlands, Skandinaviens und Russlands. Überwinterungsgebiete befinden sich in Südost- und Westafrika. Er kommt in eher trockeneren Gebieten mit offenen Landschaften, die nicht zu kalt sind vor. Wichtig ist, dass es ein gutes Angebot an Insekten gibt, welche in der Nacht aktiv sind. Im Nationalpark Donau-Auen ist er sehr selten.
Gefährdung und Schutzstatus
Laut der Roten Liste Österreich ist der Ziegenmelker stark gefährdet. In der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN gilt er als nicht gefährdet.
Lebensweise
Caprimulgus europaeus ist dämmerungs- und nachtaktiv. Im Flug werden unterschiedliche Insekten wie beispielsweise Schmetterlinge, Käfer, Zweiflügler uvm. gejagt. Während des Tages verbringt er die Zeit ruhend auf dem Boden, Bäumen oder Ästen. Der Ziegenmelker wird in seinem zweiten Lebensjahr geschlechtsreif, brütet aber oft erst im anschließenden Jahr.
Das Männchen verteidigt sehr vehement sein Brutrevier. In diesem wird dem Weibchen durch seinen Gesang und langsame Schmetterlingsflüge imponiert. Die Paarung erfolgt im Territorium des Männchens und die beiden führen eine Brutsaisonehe. Es wird eine ideale Stelle im Revier aufgesucht, an der nichts verändert wird. Es wird also auch kein typisches Nest aus Blättern, Zweigen oder Halmen gebaut. In das Gelege werden meist nur zwei Eier abgelegt. Diese sind hell mit dunklen Flecken und langelliptisch. Für ca. 18 Tage werden die Eier fast nur vom Weibchen bebrütet.
Die Jungvögel werden zunächst nur vom Männchen gefüttert und nach vier Tagen von beiden Elternvögeln. Diese erstellen kleine Insektenballen, die aus bis zu 150 Einzelinsekten bestehen können. Nach zwei Wochen starten die Jungvögel bereits mit den ersten Flugübungen. Nach weiteren sieben Tagen können sie bereits kurze Strecken fliegen. Selbständig sind sie ca. im Alter von 5 Wochen.
Besonderes
Man hat dem Ziegenmelker früher nachgesagt, dass er den Ziegen die Milch stiehlt. Allerdings hat er sich nur bei diesen aufgehalten, um die dort befindlichen Insekten zu fangen.