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Wasserpflanzen – Gewöhnlicher Wasserschlauch

Utricularia vulgaris

Die Gattung Utricularia gehört zu den fleischfressenden Pflanzen, die ihren Stickstoffbedarf zum Teil durch das Erbeuten von kleinen Wassertieren decken. Der Gewöhnliche Wasserschlauch ist in manchen Altwässern der Lobau immer wieder anzutreffen.

Merkmale
Der Wasserschlauch ist eine wurzellose, knapp unter der Wasseroberfläche flutende Wasserpflanze. Die Laubblätter sind gefiedert und in lange schmale Zipfel zerteilt. Auffällig sind die aus modifizierten Blattzipfeln gebildeten zahlreichen Fangblasen.

Von Juni bis August können senkrecht aus dem Wasser ragende Blühtriebe gebildet werden. Die goldgelben Blüten sind in lockeren Trauben angeordnet. Die Unterlippe der Krone ist umgeschlagen und der Blütenstiel ist 2-3 mal so lang wie das Deckblatt. Beim sehr ähnlichen Großen Wasserschlauch, Utricularia australis, ist die Unterlippe flach und der Blütenstiel 3-5 mal so lang wie das Deckblatt.

Die Winterknospen die im Herbst auftreten erinnern in abgetrenntem Zustand an "grüne Hasenbemmerl". Bei genauerer Betrachtung erkennt man jedoch die dicht zusammengedrängten Blätter.

Verbreitung
Die Art ist nordhemisphärisch weit verbreitet und von Nordamerika über fast ganz Europa bis Nordasien zu finden. In Österreich werden 5 verschiedene Wasserschlaucharten unterschieden, wobei einige auf nährstoffarme Moorgewässer spezialisiert sind. Der Gewöhnliche Wasserschlauch kommt in allen Bundesländern mit Ausnahme Kärntens vor. Er besiedelt vorwiegend die Tieflagen, tritt aber auch in der Montanstufe bis in etwa 1000 m Seehöhe auf. Bevorzugte Habitate sind stehende und träge strömende Gewässer, Sümpfe und aufgelockerte Röhrichtbereiche wie sie beispielsweise in der Lobau zu finden sind.

Gefährdung und Schutzstatus
Die Standorte des Gewöhnlichen Wasserschlauchs sind zerstreut und selten. Die Art wird in Österreich als gefährdet, im Bereich der Böhmischen Masse als stark gefährdet eingestuft. Die auf Moorstandorte spezialisierten Vertreter dieser Gattung sind noch seltener und vom Aussterben bedroht (z. B. U. bremii, der Zierliche Wasserschlauch).

Lebensweise
Der Gewöhnliche Wasserschlauch überwintert in Form von Winterknospen, die eigentlich stark gestauchte Sproßabschnitte darstellen, am Grund des Gewässers. Im Frühjahr treiben diese Knospen aus und die Pflanze kommt an die Wasseroberfläche.

Vor allem in dichten Wasserschlauchbeständen oder Flachwasserbereichen werden Blühtriebe ausgebildet, deren löwenmäulchenähnliche gelbe Blüten von Schwebfliegen bestäubt werden. Die Vermehrung des Wasserschlauchs erfolgt aber weniger durch die rundlichen Samen sondern eher durch die im Herbst an jeder Spitze der verzweigten Pflanze gebildeten Winterknospen. Diese lösen sich leicht von der zerfallenden Mutterpflanze und werden so verbreitet.

Da der Wasserschlauch über keinerlei Wurzelbildungen verfügt, erfolgt die Nährstoffaufnahme ausschließlich über die Pflanzenoberfläche und die in den Fangblasen verdauten Planktontiere. Die starke Zerfliederung der Blätter hat eine enorme Vergrößerung der Pflanzenoberfläche zur Folge, was die Nährstoffaufnahme und den Gasaustausch erleichtert. Die Blattform ist typisch für verschiedene untergetauchte Wasserpflanzen.

Besonderes
Die Wasserschläuche sind bei uns die einzigen Pflanzen, die Wassertiere erbeuten können. Während der Sonnentau mit langen Drüsenhaaren und das Fettkraut mit einer klebrigen Blattrosette auf Insekten und kleine Spinnen Jagd machen, erbeutet der Wasserschlauch mit Hilfe seiner zu Fangblasen umgestalteten Blattzipfel kleine Wassertiere wie Wasserflöhe oder Gelsenlarven.

Im Inneren der Fangschläuche wird ein Unterdruck aufgebaut. Stößt ein Wassertier an die Klappe der Fangblase, so schnellt diese auf und die Blasenwände wölben sich nach außen. Der einströmende Wasserstrom reißt die Beute mit und die Klappe fällt wieder zu. Im Inneren der Blase warten verschiedene Haare nur darauf, eiweißverdauende Sekrete abzusondern und das Opfer wird rasch verdaut. Die Blase wird daraufhin wieder leergepumpt und kann mehrmals am Tag Beute machen. Gerade mit der Verdauung beschäftigte Fangblasen lassen sich leicht an der dunkleren oft bläulichen Verfärbung von leeren Bläschen unterscheiden.

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