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Schilf

Phragmites australis

Mit bis zu gewaltigen 4 m Höhe ist das Schilf das größte heimische Gras. Es prägt die Röhrichtvegetation ruhigerer Augewässer. An stärker von Überflutungen geprägten Standorten wird es vom ähnlich aussehenden Rohr-Glanzgras Phalaris arundinacea vertreten. Großflächige Schilfverlandungszonen sind im Nationalpark Donau-Auen etwa im Bereich der Unteren Lobau zu finden.

Merkmale
Dieses Gras treibt alljährlich aus einer weißen bis zu armdick kriechenden Grundachse und erreicht dabei eine Höhe von bis zu 4 m. Der steif aufrechte Stängel setzt sich aus von Knoten unterbrochenen hohlen Stängelabschnitten zusammen. Im Bereich dieser Knoten können auch Wurzeln gebildet werden.

Die blaugrünen Blätter bestehen aus einer dem Stängel anliegenden Blattscheide und der bis zu 3 cm breiten Blattspreite. An der Blattscheide ist ein mehrreihiger Kranz kurzer steifer Wimpern ausgebildet. Das kleinere, ansonsten aber recht ähnliche Rohr-Glanzgras hat an dieser Stelle ein deutliches Blatthäutchen.

Die einseitig nickenden rotbraun bis purpurn überlaufenen Blütenrispen überragen die Laubblätter deutlich. Die Früchte sind mit einem Haarschopf versehen und werden vom Wind verbreitet.

Verbreitung
Das Schilf ist ein weltweit verbreitetes Gras. Die Pflanze ist in allen Bundesländern häufig und tritt vom Tiefland bis in die Montanstufe, vereinzelt sogar bis in die Subalpinstufe auf. Besiedelt werden Verlandungszonen stehender und langsam fließender Gewässer, Sumpfwiesen, nährstoffreiche Niedermoore und grundwassernahe Standorte wie z. B. Ackerstreifen im Bereich ehemaliger, inzwischen längst verrohrter Bachabschnitte.

Gefährdung und Schutzstatus
Die Art ist nicht gefährdet, lokal aber durch Trockenlegungen oder Beseitigung der Ufervegetation bei der Intensivierung von Fischteichen zurückgehend.

Lebensweise
Für das Schilf beginnt die Vegetationsperiode vergleichsweise spät im Jahr. Die Pflanze treibt alljährlich von ihrer mächtigen Grundachse aus, kann bis 4 m hoch werden und bis in 2 m Wassertiefe vordringen. Die Blätter können nur an der Luft assimilieren und zerfallen, sobald sie längere Zeit überflutet werden. Die gekammerten hohlen Halme fungieren wie eine Art Schnorchel, mit dem Sauerstoff zu der im Schlamm kriechende Grundachse transportiert wird.

Von dieser Sauerstoffversorgung profitieren auch viele Mikroorganismen, die ansonsten im Faulschlamm nicht vorkommen könnten und die den Abbau von organischem Material beschleunigen.

Die Pflanzen setzen zwischen Juli und Oktober zur Blüte an. Die Samen reifen erst im Winter und keimen auf trockengefallenen, unbewachsenen Schlammbänken. Der Zeitpunkt des Samenfluges ist also auf die winterlichen Tiefstände unserer Gewässer abgestimmt. Nur ein geringer Prozentsatz der windverbreiteten Samen ist allerdings fertil.

Hauptsächlich vermehrt sich das Schilf vegetativ durch das Weiterwachsen der Grundachse (Rhizom).

Besonderes
Das Schilf ist von alters her zu vielfältigsten Zwecken verwendet worden. Zum Decken von Häusern, als verflochtene Matten zum Verputzen von Wänden und als Brennmaterial wird es auch heute noch genutzt. Im Donaudelta wird die Pflanze nach der Entfernung der eingelagerten Kieselsäure zur Papiererzeugung verwendet.

Weiters gewinnt man daraus Futterhefe und aus der stärkereichen Grundachse wird Bierhefe und Alkohol erzeugt. Die Asche wird als Mineralstoffdünger verwendet. Bei verschiedenen Methoden der Abwasserreinigung wird Schilf in sogenannten Pflanzenkläranlagen eingesetzt.

Neben diesen Nutzungsmöglichkeiten für uns Menschen sind große Schilfbestände vor allem als Lebensraum für eine Vielzahl von Vögeln, etwa die Rohrsänger oder die Rohrdommel von unschätzbarem Wert.

 

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