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25.09. 2023

Duell der Gottesanbeterinnen

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Mitunter bedarf es des scharfen Blicks, um mitzubekommen, was sich zu unseren Füßen abspielt. Nationalparkmitarbeiter Christian Baumgartner erzählt von einem spannenden Zwischenfall auf den Spuren großer Hollywooddramen, den er bei einem Septemberspaziergang dokumentieren konnte:

"Der Spätsommer und die sonnigen Herbsttage sind in den Donau-Auen die Zeit der Gottesanbeterinnen: jetzt sind die großen Weibchen leicht zu sehen, weil die hellgrünen und braunen Tiere sich in dieser Jahreszeit stärker von der Vegetation abheben. Man findet sie auch vermehrt auf den Wegen und an den Wegrändern, vielleicht weil die offeneren Flächen für sie nun attraktiver sind.

Die Wege sind aber auch für andere Tiere interessant: beispielsweise für Libellen, welche hier rasten.

Das Zusammentreffen der genannten Arten kann Folgen haben: gestern in der Lobau, am späten Nachmittag, zwei Gottesanbeterinnen-Weibchen fressen an einer Libelle. Das Opfer haben sie bereits in zwei Teile zerrissen und jede Mantis vernascht ihren Teil. Doch die beiden sind auch ineinander verhakt – wie wird das ausgehen?

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Zwangsläufig beendet eine der beiden ihr Mahl etwas früher als die andere. Dann beginnt sie, an den Fangbeinen der anderen Mantis zu kauen, was diese nur kurz toleriert: es folgt eine blitzschnelle Attacke mit den Vorderbeinen und ein Retourangriff der ersten. Viel zu schnell für unsere Menschenaugen, aber mit dem sichtbaren Ergebnis, dass sich die beiden nun in wenigen Zentimetern Abstand gegenüber stehen und einander belauern.

Dann beginnen beide, im ganz langsamen Wiegeschritt aufeinander zuzugehen. Die Fangbeine angezogen und bereit zum Angriff. Es folgen gegenseitige Attacken, ohne dass ein Tier das andere packen kann. Die erste beginnt sich nun aufzublähen und die Flügel in Drohgebärde zu postieren – und plötzlich macht die andere kehrt und läuft auf die Seite, viel schneller als man von diesen Tieren erwarten würde.

Die Siegerin bleibt noch ein paar Minuten am Weg zurück, in Drohhaltung. Dann habe ich sie seitlich in die Wiese gesetzt (zuvor habe ich ihr eine weitere am Weg liegende, tote Libelle als Anerkennung übergeben)."

Leben und Tod, Jäger und Gejagte, Siegen und Unterliegen - auch im Insektenreich.

Erika Dorn

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