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03.11. 2023

Totholz erzählt: Es war einmal im wilden Wald

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Totholz ist ein natürlicher Bestandteil des Waldes und gehört damit zum natürlichen Kreislauf des Lebens. Da die Wälder im Nationalpark nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden, darf abgestorbenes Holz liegen, hängen und stehen bleiben. Für viele Tiere dient es sowohl als Wohnraum als auch als Nahrungsquelle und sein Abbau führt wertvolle Nährstoffe wieder in das Ökosystem Wald zurück. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich Totholz auf Windwurfflächen.

Im Zuge meines Praktikums im Nationalpark Donau-Auen gehörte es zu meinen Aufgaben, Windwurfflächen botanisch zu untersuchen. Diese sind durch große Sturm-Ereignisse vor wenigen Jahren entstanden, im Zuge deren teils alle Bäume auf einer Fläche umgestürzt sind. Neuer offener Boden entstand und damit war der Wettbewerb unter den Pflanzen eröffnet.

Neophyten, also gebietsfremde Arten wie Götterbaum und Eschenahorn, sind dabei besonders schnell. Sie sind typische Lichtkeimer, haben in einem neuen Gebiet keine natürlichen Feinde und können sich daher schnell ausbreiten. Sonst hatte auf den Windwurfflächen die Gemeine Esche die höchsten Deckungswerte bei der Baumverjüngung. Darunter versteht man keimende (Jung-)Bäume, die zum zukünftigen Baumbestand beitragen. Weiden als typische Pionierbäume der Weichen Au konnten hier nicht nachgewiesen werden, da sie frische, vom Fluss aufgeworfene Sand- und Schotterflächen zur Keimung benötigen.

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Die Baumverjüngung hat jedoch oft das Nachsehen gegenüber nährstoffliebenden Stauden oder Straucharten. Auch rankende und kletternde Arten nutzen die Chancen auf den sich neu entwickelnden Flächen, einen nachhaltigen Platz am Licht zu ergattern. Arten wie die Brennnessel oder der Hopfen überdeckten teilweise 80% der Fläche!

Doch am beeindruckendsten war das Totholz allein. Haufenweise lagen sehr dicke Stämme übereinander, ganze Kronen hingen hinab und der Boden selbst war von einer dünnen Totholzschicht bedeckt. Teils waren akrobatische Einlagen von Nöten, um innerhalb der Flächen herumzuwuseln – somit war das tägliche Workout erledigt! Auch Balance war gefragt, wenn man sich zwischen bzw. über Totholz und dichte Sträucher im Dienste der Wissenschaft durchschlängelte.

Und das abgestorbene Holz war auf einer Fläche allein in all seinen Facetten zu finden – ob liegend, stehend oder hängend, erst frisch umgebrochen oder schon fast abgebaut. Oft wuchsen wieder neue Pflanzen auf den liegenden Stämmen. Der Anfang und das Ende des Lebens waren untrennbar miteinander verbunden.

Die Natur holt sich alles zurück – man muss sie nur lassen.

Marina Karner
Praktikantin im Nationalpark Donau-Auen

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